Besuch der Gliederung München-Augsburg in der Erzabtei St Ottilien
Am 20.09.2022, einem kühlen aber trockenen Septembertag, trafen sich 15 REFA-Mitglieder für eine Besichtigung der Erzabtei St. Ottilien. Sie wurden von den Wirtschaftsleistungen der Betriebe der Erzabtei überwältigt: So befindet sich ein kleiner Verlag mit 15 Mitarbeitern ebenso auf dem Gelände wie 50 Mönche zwischen 29 und 93 Jahren. Die Geistlichen mit ihren weltlichen Angestellten betreuen bis zu 174 Kühe, die etwa 4.000 Liter Milch/Tag produzieren, von den ca. 10% zu Käse verarbeitet werden.
Die Eigenversorgung ist das zentrale Anliegen der Ordensgemeinschaft. Neben der Milch werden im Schnitt 50 Tonnen Äpfel und Birnen verkauft oder zu ca. 1.000 Liter Schnaps/Jahr verarbeitet. Unterstützt werden die genannten Erträge durch ungefähr 4 – 500 Personen, welche täglich im Klosterladen die frischen Lebensmittel kaufen. Auch 30 Völker an Bienen tragen mit 1.000 Liter Honig im Jahr zum Erfolg der Erzabtei bei.
In den Jahren 2007 und 2008 wurde bereits eine neue Hackschnitzelheizung gebaut, die in der Lage ist, den größten Teil des Wärmebedarfs von St. Ottilien abzudecken. Im Jahr 2010 wurde eine Biogasanlage in Betrieb genommen, die 250 kW Elektroenergie liefert und so viel Wärme produziert, dass im Sommer die Wärme- und Warmwasserversorgung vollständig ohne Hackschnitzel oder Heizöl erfolgen kann.
Die neue Energieversorgung der Erzabtei St. Ottilien ist bei einem Wettbewerb der Europäischen Kommission 2011 nominiert worden. Aus dreihundert Bewerbern ist die Erzabtei unter die ersten drei gekommen. Der Modellcharakter für die Energieversorgung eines ganzen Dorfes mit den vor Ort vorhanden Ressourcen Gülle, Gras, Mais und Holz war entscheidend.
Neben der täglichen Arbeit gehen die Patres auch ihren Hobbies nach. So sammelt Bruder Aurelian Binswanger OSB, ausgebildeter Herrenschneider, seit 1970 Nähmaschinen und alles, was dazu gehört. Von seinen rund 700 Sammlerstücken werden in der Ausstellung, die sich in den Nebenräumen der Wäscherei der Erzabtei befindet, 380 ausgewählte und liebevoll restaurierte Maschinen der Öffentlichkeit vorgestellt.
In den Jahren 1945 – 1949 wurden in St. Ottilien ca. 400 jüdische Kinder geboren. Die Geschichte wurde aufgearbeitet und nunmehr in einer Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nicht vergessen darf man auch die aktuelle ca. 100 Schülerinnen und Schüler im Gymnasium, in dem seit 1973 auch Mädchen unterrichtet werden.
Im Jahre 1884 gründete der Beuroner Benediktiner P. Andreas Amrhein im oberpfälzischen Reichenbach eine Gemeinschaft, die nach mittelalterlichem Vorbild das traditionelle benediktinische Leben mit der Missionstätigkeit verbunden wollte. Reichenbach war geographisch wenig günstig, und da überdies der Bischof von Regensburg Amrhein bekämpfte, wurde die Gründung 1887 nach Emming in Oberbayern verlegt. Der alte Weiler besaß eine kleine Kapelle, die der hl. Ottilia geweiht ist, sodass der Name des Klosters sofort feststand: St. Ottilien.
In über hundert Jahren seit der Gründung hat sich St. Ottilien zur heutigen weit ausgedehnten Klosteranlage entwickelt. Mittelpunkt für den erfüllenden Austausch der Mönche mit Gott ist die Klosterkirche, die dem Heiligsten Herzen Jesu geweiht ist. Der neugotische Bau mit seinem imposanten Vierungsturm wurde nach den Plänen des Münchner Architekten Hans Schurr errichtet. Die schlichte Architektur und die dezente Farbgebung im Innern tauchen die Kirche in eine stille und erhabene Feierlichkeit.